Montag, 29. August 2011

So und so

In manche Sachen waechst man rein, aus manchen Sachen waechst man raus.
Langsam wachse ich rein in meine Aufgaben auf der Rinderfarm. Lesley und Kathy sind in manchen Sachen anders drauf als ich, das heisst aber nicht, dass sie das boese meinen. Als Nichtmuttersprachler ist es manchmal wirklich schwierig, feine Nuancen rauszuhoeren und so zu wissen, ob man grad ein bisschen auf den Arm genommen wird, was die Neuseelaender offenbar gerne machen. Auch das Kaelber fuettern und das Huegel hoch- und runterrennen geht immer besser, ich werde spuerbar fitter (was ich an sich schon gut finde :-) und die Routine macht alles einfacher und schneller. Die Fuetterei und die meisten Arbeiten mit den elektrischen Zaeunen mache ich mittlerweile ganz alleine bzw. mit Thierys Hilfe, wobei ich ihn anleite... stranges Gefuehl, vor einer Woche war ich selbst noch blutiger Anfaenger ^^ Selbst mit der Langeweile am Nachmittag kann ich immer besser umgehen. Meine Heidesandkekse entwickeln sich langsam in Richtung Perfektion, so oft backe ich die :D

Thiery ist ein netter Typ, sein Englisch ist zwar nicht gerade famos, aber gut verstaendlich und besser als das der meisten Franzosen. Hat vielleicht auch was damit zu tun, dass er schon drei Monate in Australien unterwegs war. Langsam taut er auf und wir unterhalten usn ueber dies und jenes, auch wenn eine wirlich fluessige Unterhaltung mit Witzchen, Seitenhieben und Ironie von der Sprachbarriere erschwert wird. Immerhin konnte ich mir heute seinen Bartscherer ausleihen, um meine Frisur aufzufrischen, mit ca. 7mm war das ganze doch schon wieder arg lang ;-)

Gestern hatte ich ein sehr trauriges Erlebnis: wir haben einen elektrischen Zaun auf einer Weide aufgebaut, da fand Lesley einen kleinen Koerper, der zwischen einigen Haufen Heu lag. Es war ein winziges Kalb, offenbar zu frueh geboren. Es war wirklich herzzerreissend, die Mutter das Kleine anstupsen zu sehen und dann ihr lautes, schrilles und irgendwie verzweifeltes (auch wenn das vermutlich eine Ueberinterpretation ist) Muhen zu hoeren. Ich war wirklich froh, als Lesley kurz weg war, um etwas zu erledigen, und ich ein paar Traenen verdruecken konnte. Auch Lesley schien etwas mitgenommen...

Das gute ist, dass jetzt jeden Tag ein bis zwei neue Kaelbchen geboren werden, die sind ja soo suess! Die Milchkuehe, die hier auf der Farm leben (lange Geschichte, warum eigentlich) sind hauptsaechlich Friesian-Holstein, eine deutsche Hochleistungsmilchkuh, die auch bei uns zu Hause den groessten Teil des Milchviehs ausmacht. Sobald sie ein Kalb haben, produzieren sie viel zu vie Milch fuer ein Kalb. Glaubt mir, wenn ihr diese Euter gesehen habt, werdet ihr euch NIE ueber kleine Brueste beschweren! Wirklich nicht beneidenswert. Jedenfalls, damit sie nicht krank werden, muss die Milch irgendwohin und da es nicht wirklich moeglich ist, Kuehe zu melken, die nicht daran gewoehnt sind (glaubt mir, 700kg wuetende Kuh sind kein Spass), muessen einige der normalerweise von Hand gefuetterten Kaelber ran. Dazu wird die Kuh fixiert, damit sie dem fremden Kalb nicht wehtut. Das tut ihr nicht weh, auch wenn sie es natuerlich nicht gut findet. Eventuell kann es gelingen, ein Kuh dazu zu bringen, ein zweites Kalb zu 'adoptieren', das ist natuerlich der Idealfall fuer Kuh (weniger Milch), Kalb (bessere Milch) und Farmer (weniger Arbeit), kann aber Wochen dauern.

Fuer die Mutter des Fruehchens wurden von einer benachbarten Dairy Farm zwei neugebohrene Kaelbchen geholt, sie wird also Zwillinge bekommen. Also ich hab mich sofort in die kleinen Jungs verliebt, hoffen wir, dass es der Kuh genauso geht!

Es geht jetzt doch schon am 4. September weiter. Ich freu mich! :-)

3 Kommentare:

  1. Ich hab mich noch nie über meine zu kleinen Brüste beschwert ;-)
    aber danke für den Hinweis.

    Aber meinst du nicht, dass deutsche Milchkühe nicht genausogroße Euter haben? Oder ist die neuseelänische Milchkuh einfach besser gebaut?

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  2. Die Milchkuehe mit den riesigen Eutern sind sogar eine deutsche Zuechtung, Friesisch-Holstein, um genau zu sein. Die gibts ueberall auf der Welt, wo man moeglichst viel Milch aus einer Kuh holen will ;-)

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  3. Wenn du wieder hier bist, wollen wir selbstredend Sandkekse zum Chor-Büffet. Scheint dir ja richtig gut zu gehen, trotz Arbeit und auch mal Ärger. Wird leider später im Beruf nicht besser (musste mal mein Alter raushängen lassen). Ich freue mich auf jeden neuen Beitrag, ist fast so, als wäre man ein wenig dabei. Wünsche weiterhin eine tolle Zeit!!

    Lieben Gruß!!

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