Montag, 10. Oktober 2011

Von der Nordsee nach Malaysia

Vom Zwischenstop Auckland aus ging es nach zum Glueck nur einer Nacht weiter mit dem Stray Bus. Naechste Station: Raglan, eine Surf-Stadt suedlich von Hamilton an der Westkueste der Nordinsel. Morgens im Bus habe ich mich gleich mal neben einen sehr sympathisch aussehenden Anfang-Mitte-Zwanziger gepflanzt, der sich gerade mit einer ebenfalls sehr netten anderen Anfang-Mitte-Zwanzigerin unterhielt. Es stellte sich raus, dass das eine ganz hervorragende Idee war: mit Brad und Brittany (nicht zu verwechseln mit Britney, auch wenn sich die Aussprache meiner Meinung nach nicht die Bohne unterscheidet) habe ich die drei Tage von Dienstag bis Donnerstag verbracht, wir haben uns einfach super verstanden und ich kann soagr behaupten, jetzt gute Freunde in den Staaten zu haben :) Jetzt, wo ich die Tage nachgezeahlt habe, bin ich ziemlich ueberrascht, denn diese drei Tage seit meinem letzten Eintrag kommen mir vor die drei Wochen! Es ist aber auch viel passiert... der Reihe nach.
Mit meinen Alterseinschaetzungen lag ich teils-teils daneben. Brittany ist tatsaechlich 25, Brad schon 30 (Grandpa ^^), was man ihm aber weder aeusserlich noch charakterlich anmerkt! Ich hatte so viel Spass wie schon lange nicht mehr.
In Auckland war das Wetter am Montag noch schlimmer als in Paihia, ich musste mich buchstaeblich durch den Regen kaempfen auf dem Weg vom Supermarkt zum Hostel. Als wir dagegen Dienstag Nachmittag in Raglan ankamen, gab es feinsten Sonnenschein, Temperaturen um die 25 Grad und eine Wanderung durch den dampfenden Regenwald - ein Wechsel wie von Nordsee nach Malaysia. In Raglan haette ich surfen lernen koennen, aber irgendwo muss man ja mal sparen... unser Hostel war wunderschoen gelegen, im Prinzip mitten im subtropischen Regenwald! Vielleicht hat sich das auch deshalb alles so nach Suedostasien angefuehlt. Am Abend haben wir mit allen aus dem Stray Bus und noch ein paar weiteren Pappnasen ein sehr cooles Spiel gespielt: jeder erzaehlt drei Geschichten. Die koennen witzig, skurril, gruselig oder einfach spannend sein. Einzige Regel: zwei der Geschichten muessen wahr sein, eine gelogen. Nachdem jemand seine Geschichten erzaehlt hat, raten alle anderen was davon die Luege war. Dann wird aufgeloest und meistens muss der Erzaehler dann noch berichten, wie es denn zu den beiden ersten Geschichten gekommen ist. So erfaehrt man echt coole Sachen ueber die anderen und hoert tolle Sachen! Manchmal waren die Luegengeschichten auch so gut, dass sie von der Gruppe einfach fuer wahr beschlossen wurden :D Mir hat doch tatsaechlich niemand geglaubt, dass ich 5 Weisheitszaehne hatte... ^^ Noch dazu waren in dem Hostel ein australischer Vater mit drei erwachsenen Soehnen, die wegen des Rugby World Cups nach Neuseeland gekommen sind. Komische Voegel, aber sehr nett und sehr lustig! Mit dem einen Sohn, Jack, haben wir noch Gitarre gespielt und gesungen, bis wir zu muede waren.
Am Mittwoch ging es auf nach Maketu, aber auf dem Weg gab es einen grossen Zwischenstop in Waitomo. Die Erde dort besteht zu einem guten Teil aus Limestone, den das Wasser zu sehr schicken Hoehlen mit Stalaktiten, Stalakmiten und diversen anderen beeindruckenden Formationen geformt hat. Nicht, dass das schon cool genug waere, nein, in diesen Hoehlen gibt es auch Abertausende neuseelaendische Gluehwuermchen! Die haben mit unseren heimischen Gluehwuermchen (die eigentlich Leuchtkaefer heissen sollten) nix zu tun und es gibt sie nur hier und in Australien. 'Unser' Gluehwuermchen ist, wie gesagt, ein Kaefer, der sein Hinterteil leuchten laesst, um Partner fuer die Paarung zu finden. Das hiesige dagegen ist das Larvenstadium einer Fliege. Die Larve haengt im Prinzip an Hoehlendecken u.ae. rum, laesst klebrige Faeden von der Decke haengen, leuchtet mit seinem Hinterteil (blau-gruenlich) um Insekten anzulocken, die sich in die Hoehlen verirrt haben und hofft darauf, dass diese dann in den Faeden verzehrfertig haengen bleiben. Wir haben es hier also mit einem Glowworm zu tun, der eigentlich ein Insekt ist und sich benimmt wie eine Spinne.
Ich habe Blackwater Rafting gemacht, was heisst, dass man sich in einen Neoprenanzug kleidet und mit einem Gummireifen durch einen unterirdischen Fluss geht/paddelt/schwimmt/rast, vorbei an den erwaehnten beeindruckenden Steingebilden. Wenn alle in der Gruppe ihre Stirnlampe ausgemacht haben, konnte man dann die Gluehwuermchen sehen - tausende und abertausende an der Decke, wunderschoen, wie ein besonders toller Sternenhimmel! Das war es definitiv wert, auch wenn mich der Gedanke an Aale im Wasser immernoch ziemlich gruselt. Zum Glueck hab ich von denen erst hinterher im Hoehlenmuseum erfahren...
Gegen Abend hielt der Bus bei 'Uncle Boy's Place' (kann man googeln). Das war der 'Cultural Maori Stop', mit dem Stray sich so gerne bruestet. Uncle Boy, ein halb-Maori-halb-Englaender, ist ein sehr liebenswerter Mann in seinen spaeten Siebzigern. Ich weiss gar nicht, wie er wirklich heisst, so hat er sich eben vorgestellt ^^ Ihm ist wirklich daran gelegen, die Maori-Kultur authentisch zu vermitteln. Dazu gehoerte dann auch, dass wir nicht rumsassen uns ab und zu mal hoeflich geklatscht haben, sondern wir mussten wirklich mitmachen und durften an bestimmten Stellen auch nicht lachen. Ihm war echt wichtig, dass wir das ernst nehmen und das hat das ganze so authentisch gemacht, auch wenn die Kostueme nicht so schick waren wie bei den Shows in Rotorua etc.
An einem Punkt des Abends war es an uns, den Haka (Kriegstanz der Maori, fuer die Maenner) und den Poi (Tanz mit kurzschnuerigen Pois, fuer die Frauen) zu lernen. Leider haben die Leute, die das mit uns machen sollten, das ganze weniger ernst genommen und das war dann nicht so schoen. Aber was solls. Spaeter am Abend konnte ich die anwesenden kleinen Maori-Jungs und unsere Reisegefaehrten vom Stray-Bus mit einer kleinen Feuerpoishow begeistern, das hat Spass gemacht!
Und wieder um acht aufstehen! So langsam hab ich die regelmaessigen fuenf Stunden Schlaf doch gemerkt. Aber man kommt ja nunmal nie wieder so jung zusammen, wa? Apropos jung: ich werde hier permanent auf 22-24 geschaetzt. Sehe ich so alt aus?!
Auf dem Weg nach Taupo haben wir natuerlich einen Stop im obligatorischen Rotorua eingelegt. Dort haben einige Leute inkl. meiner Wenigkeit das Maoridorf Whakawerawera (das ist due Kurzversion des Namens!) besucht. Die Fuehrung war zwar ganz interessant, aber leider konnten wir uns die Cultural Show nicht angucken, weil unser Bus uns dafuer zu frueh wieder aufgesammelt hat. Die 30$ haben sich also nicht wirklich gelohnt, aber mit mehr Zeit haette man dort glaub ich seeehr viel ueber die Maori Kultur erfahren koennen.
Nachmittags kam dann meine grosse Stunde... ich hatte mich naemlich entschieden, zu skydiven! Das heisst im Prinzip: man springt aus 12 000 Fuss Hoehe aus einem Flugzeug, befindet sich 45 Sekunden im freien Fall und hofft dann, dass sich der Fallschirm oeffnet... Ich weiss nicht mehr, was mein Hauptgrund war. Wohl eine Mischung aus 'Wo man schonmal hier ist, die Moeglichkeit bietet sich so schnell nicht wieder' und 'Das ist die billigste Sprung in Neuseeland und einer der billigsten der Welt, also wenn, dann JETZT!'. Der Sprung selbst hat ca. 150 Euro gekostet.
Die, die das machen wollten, wurden von einer Stretch-Limousine abgeholt und zur Basis gefahren. Dort haben wir dann eine kleine Einfuehrung, die entsprechende Ausruestung und unseren Sprung-Partner bekommen, der ist einem im Prinzip auf den Ruecken geschnallt und kuemmert sich um so Nebensechlichkeiten wie Fallschirm oeffnen und Kamera halten.
Mit einem entzueckend pinken Flugzeug ging es dann knapp 20 Minuten auf die entsprechende Hoehe und von dort wurde gesprungen. In dem Moment, als meine Beine aus dem Flugzeug baumelten, dachte ich nur noch: 'Fuer normale Leute waere das eine fiese Foltermethode und ich hab dafuer GELD bezahlt! Menschen sollten nicht aus Flugzeugen springen! Das ist einfach falsch!' ...und dann wurde ich auch schon sanft ueber den Rand bugsiert.
Ich hatte wirklich ziemlich Angst... das sieht man mir auf den Fotos und dem Film, der in der Luft gemacht wurde, auch an. Aber alles in allem war es das echt wert! Das Gefuehl beim Freefall ist wirklich unbeschreiblich, es ist nicht wie Fallen, eher wie... tja. Unbeschreiblich eben. Vielleicht fuehlt sich fliegen so aehnlich an? Eine ziemlich schlaue Sache, die mal jemand bei dem Skydive-Unternehmen als Kommentar hinterlassen hat: 'If being in a plane is flying, then being in a boat is swimming.' Ich wuerde sagen, das fasst das ganz gut zusammen.
Die Aussicht waehrend des Flugs im Fallschirm war wunderschoen, eine tolle Landschaft, Berge und der riesige Lake Taupo sind von oben einfach 100mal so toll!
Am Abend sind wir zur Feier des Tages noch in einen grossen Irish Pub mit diverser Musik gegangen. Die Feierei dort war auch ziemlich gut, ABER...
Ich hatte meine Kamera fuer Fotos und mein Smartphone in seiner Funktion als Handy fuer den Notfall eingepackt. Beides war in den Taschen meiner Jacke. Diese Jacke wiederum habe ich fuer eine kurze Weile aus den Augen gelassen... nach langer Suche hat sich die dann wieder angefunden, jemand hatte sie auf dem Herrenklo entdeckt. Kamera und Smartphone waren natuerlich weg. Immerhin hatte ich Perso und Bankkarte in der Hosentasche, das war's aber auch schon an guten Nachrichten. MIST!
Am naechsten Morgen musste ich mich auch noch von Brad, Brittany und Alex (ein unfassbar witziger und netter Koreaner, der war ab Mittwoch mit vond er Partie) verabschieden, das war echt hart. Ich hab die drei echt sooo lieb gewonnen! Ein Trip in die USA wird wohl doch unumgaenglich ;-)
Am naechsten Tag ging es also shoppen. Ich hab mich entschlossen, statt eines neuen Smartphones ein Billighandy und ein Netbook zu kaufen. Kommt preislich auf's gleiche raus (wenn nicht billiger) und mir entgegen.
Fuer die Detailinteressierten:
Netbook hp Mini 110-3744TU = 399,00$ = 239,40
Kamera Canon Powershot A2200 = 199,95$ = 119,97
Handy Nokia 1280 inkl. SIM = 45,00$ = 27,00
Netbookhuelle, war schon die billigste = 39,99$ = 23,99
Maus, ebenfalls die billigste = 19,99$ = 11,99
SD-Karte, 4GB, kleiner gab's nicht = 24,99$ = 14,99
Macht in der Summe: 728,92$ = 437,35
Jetzt bin ich also in ernsthaften Geldnoeten, auch wenn es echt gut ist, ein Netbook zu haben. Meine Jobsuche hat sich intensiviert, denn ich will einfach kein Geld von zu Hause brauchen... ich will das alleine hinkriegen! Ich hab mich jetzt bei zwei grossen Supermaerkten beworben und werde mir morgen halbwegs schicke Klamotten besorgen, um bei Restaurants und Bars nach Arbeit fragen zu koennen - in normaler Kleidung muss man da gar nicht erst auflaufen. So ein Mist, echt!
Falls das hier nichts wird: Die Fruit Picking Season geht gerade langsam los und ich hab drei nette deutsche Leute (eine davon eine Lisa) mit Auto kennengelernt, die nach Napier wollen, um dort zu ernten und sie haben mir angeboten, mich mitzunehmen. Ein Vollzeitjob im Supermarkt waere mir aber lieber...
Nett ist, dass einem hier echt alle helfen wollen, die die Story hoeren. Ist aber auch ein Mist. Ich bin jetzt bei deutlich unter 1000$... irgendein Job muss also her - und das bald.
Wuenscht mir Glueck!

3 Kommentare:

  1. Viiieeel Glück!!!!!!!!!!!!!

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  2. Ich will auch Fallschirmspringen!!! Oder Bungeejumpen! Drücke dir weiterhin die Duamen bzgl. Jobfindung! Lieb dich :-*

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  3. Es ist immer wieder spannend deinen superinteressanten Reise-und Erfahrungsberichten zu folgen. Danke, dass du uns mitnimmst auf deiner Reise. Für die Jobsuche drücke ich dir ganz fest die Daumen!! Ma

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