Freitag, 28. Oktober 2011

Dayin, dayout...

Ich bin jetzt seit drei Wochen in Taupo und langsam stellt sich sowas wie Routine ein. Keine besonders gesunde Routine, aber immerhin. Ich habe das Gefuehl, ich bin hier in den letzten Tagen mehr ausgegangen, habe mehr geraucht und getrunken und getanzt als in den letzten zwei Jahren! Ich gehe jetzt nciht jeden Tag aus und schon gar nciht, wenn ich am naechsten Tag im Cafe arbeiten muss, aber es ist trotzdem echt mehr als zu Hause. Und es gefaellt mir! Ich fuehle mich ein bisschen mehr wie 19 ;-)

Mittlerweile bin ich ein ziemlicher Rugby-Fan! Ich hab zwar noch nicht jede einzelne Regel verinnerlicht, aber das geht den meisten so, hab ich mir sagen lassen. Das Halbfinale New Zealnad vs. OZ war extrem spannend und ich hab es in der oertlichen Public Viewing Zone geguckt, geniale Stimmung! Am Tag des Finales - ausgerechnet gegen Frankreich! - musste ich bis 22 h arbeiten, das war die Hoelle... sie letzten 20min konnte ich dann noch im Pub gucken. Meine Guete, war das spannend, mein Puls war bei gefuehlten 130... Die Uebergabe des Pokals war sehr emotional, ich hab sogar 1-2 Traenen verdrueckt, was bestimmt auch damit zu tun hatte, dass ich so kaputt war. Feiern gehen war danach auch nicht mehr, ich musste einfach ins Bett...

Die zwei Jobs sind schon ziemlich anstrengend, wenn ich ein paar Tage hintereinander bei beiden arbeiten muss, tun mir die Fuesse echt weh. Wirklich bloed ist, dass ich dauernd so kaputt bin, dass ich das mit den Bewerbungen fuer Ausbildungsplaetze nicht auf die Reihe kriege. Ich meine klar, hier jetzt Geld zu verdienen ist schon wichtig, aber meine Lehrstellensuche sollte eigentlich nicht drunter leiden. Ich gelobe Besserung! Heute hab ich einen ganzen Tag frei und werde mich gaaanz viel darum kuemmern. Waere halt auch alles einfacher, wenn es hier im Hostel Wifi gaebe. So muss ich halt immer mit dem USB Stick an den PC, mir die wichtigen Sachen als Text kopieren, dann am Netbook meine Bewerbung schreiben, wieder an den PC, Anschreiben zu Kili schicken, ...Jetzt hab ich sogar zwei fix & fertige Bewerbungen in meinem Mailpostfach liegen, ich muesste sie eigentlich nur noch weiterleiten, aber - klingt albern, ich weiss - der Gedanke macht mir einfach Angst. Aber heute mach ich das alles! Echt!

Da mir letztens am Telefon gesagt wurde, dass ich das gar nciht explizit erwaehnt habe, mach ich das jetzt: Ich will hier bis Mitte Dezember bleiben und arbeiten und dabei hoffentlich ganz viel Geld anhaeufen (was bedeutet, dass ich hier weiterhin echt sparen muss). Danach reise ich dann ueber Tongariro und Wellington auf die Suedinsel und entdecke dort alles in den restlichen Wochen und fahre dann am 21. Januar wieder nach Auckland. Von da aus evtl. nochmal in die Bay of Islands fuer zwei Tage oder so, um die Ansons zu besuchen.Ausserdem bin ich seit ein paar Tagen komplett ueber das Heimweh weg. Klar vermisse ich immernoch Kili, meine Familie, Ramses (wie geht's dem eigentlich?), mein Bett und so weiter, aber irgendwie wuerde ich jetzt gerne fuer das ganze naechste Jahr einfach nur reisen. Wenn ich aus irgendwelchen Gruenden ploetzlich mehr Geld habe, als ich erwarte und im Februar keine Vorstellungsgespraeche anstehen (bittebittebitte!) dann flieg ich ueber OZ nach Hause. Immerhin hab ich ja jetzt auch schon Bekannte da (in Perth - nicht gerade praktisch).

Hier in Taupo gibt es noch ein anderes (also mehrere, aber ich spreche jetzt nur von einem) Hostel, die Rainbow-Lodge, die soll noch besser und etwas guenstiger sein als das Urban Retreat, in dem ich zur Zeit wohne. Aber erstmal bezahle ich heir als 'Longterm' 18,50$ pro Nacht in einem Vierbettzimmer, wie viel guenstiger kann es also werden? Und dann liegt das Urban Retreat sehr zentral und nur 5min zu Fuss durch die Innenstadt von meinen beiden Arbeitsplaetzen entfernt. Das ist mir ganz lieb, denn vorgestern hat mir Glenn, der Koch im waterside, erzaehlt, dass vor ein paar Jahren eine junge Daenin auf dem Weg nach Hause mit einem Stein erschlagen wurde. Der Moerder wurde zwar gefunden - ein 14jaehriger oO - aber trotzdem weiss mein jetzt halt, dass sowas passieren kann in Taupo und bis zur Rainbow Lodge sind es 15min zu Fuss durch ziemlich einsame Strassen von der Innenstadt.UND ich hab hier tolle Leute! Da ist einmal Petra, eine weitere 19jaehrige aus der Naehe von Stuttgart, mit der ich mich gut verstehe und wir haben ja SO viel gemeinsam! ;-) Dann noch Mark und Sam, die schon hier waren, als ich herkam. Die beiden, aus London und York, koennen zwar manchmal etwas anstrengend sein, sind aber im Prinzip echt nett und lustig. Joss (eigentlich Jocelyn) war auch mit von der Partie, aber der ist leider vor ein paar Tagen zurueck nach England. Den haette ich gerne etwas besser kennengelernt, irgendwie weiss ich eigentlich kaum was ueber ihn, ein bisschen schade, aber was solls. Wenn mich die Neugier ueberwaeltigt, gibts ja facebook ;-) Claudia, noch eine 26jaehrige Deutsche, diesmal aus Hamburg, ist seit ein paar Wochen mit Mark zusammen, die beiden sind echt ein suesses Paar :-)Dann sind vor einigen Tagen noch Bred (eigentlich Jack ^^) und Dave (eigentlich David) dazugekommen. Die wiederum kannten Sam schon... sagt mal Leute, kann ich nicht auch mal alle meine Freunde nach Neuseeland holen? :DAlle diese Menschen sind im Picasa-Album 'Taupo' zu bewundern, da hab ich naemlich gestern neue Fotos reingeladen. Auch in den Alben 'Menschen' und Footprints' sind neue Fotos zu bewundern!

Was noch? Achja, Deano ist noch einer Erwaehnung wuerdig. Den habe ich kennengelernt, als ich aus meinem alten 16-Bett-Dorm in mein 4-Bett-Zimmer umgezogen bin, denn ich habe mehr oder weniger sein Bett frei gemacht. Den Rest des Abends haben wir uns echt gut unterhalten. Irgendwie bin ich ja immer davon ausgegangen, dass, wenn man als Soldat nach Afghanistan geht, man entweder komplett seltsam ist oder das Geld wirklich dringend braucht oder man nicht wirklich drueber nachdenkt und man dann froh ist, wieder zu Hause zu sein.Und dann kommt ein 1,64m grosser britischer Infanterist/Scharfschuetze von zarten 22 Jahren, mit Schuss- und Schrabnell-Narben, und stellt mein Weltbild auf den Kopf. Der war naemlich bei der British Army seit er 16 war und hat acht Monate in Afghanistan verbracht. Im Sueden. Und dafuer nichtmal ansatzweise so viel Geld gekriegt wie die deutschen Soldaten. Und er will wieder zurueck. Und er sit dabei nichtmal komplett bescheuert, zumindest wirkt er nicht so. Zum Glueck ist er doch nicht am naechsten Tag gefahren, sondern noch zwei Naechte geblieben. So hatte ich jemanden zum zusammen Einkaufen, Kochen, Rumhaengen, Quatschen, abends Bier trinken, kindisches sich-gegenseitig-Eiswuerfel-ins-Shirt-stecken (siehe Fotos)... einfach eine vertraute Person. Die Massstaebe verschieben sich hier uebrigens. So kann Deano schon nach drei gemeinsamen Tagen eine vertraute Person sein und mit seiner Heimat in Kent ein Nachbar.Ueber ihn bin ich auch zu dem Buch gekommen, das ich gerade lese: 'Danger Close', geschrieben von dem Kommanter des 3 PARA Regiments der Britischen Armee, die als erste in die Helmand Region in Afghanistan geschickt wurden. Es ist nicht immer alles einfach zu verstehen, hin und wieder verwirrt mich immer noch, dass RAF Royal Air Force und nicht Rote Armee Fraktion heisst. Aber es ist wahnsinnig interessant! Der Typ weiss wirklich, wie man schreibt und die Sicht ist sehr ausgewogen. Er glorifiziert nichts, er verteufelt nichts. Er erzaehlt die Dinge, wie sie passiert sind und ueberlaesst es dem Leser, sich Gedanken dazu zu machen. Und mit der Sicht eines Soldaten, der wirklich da war und gerade mal nicht zufaellig ein schwerst traumatisierter Familienvater im Spiegel-Interview ist, sind diese Gedanken dann auch ganz andere. Wer haette gedacht, dass ich mich damit mal beschaeftige? Diese Reise wird immer interessanter... und ich will nicht, dass sie aufhoert!

6 Kommentare:

  1. Bis Dezember dort bleiben und Geld sparen... das klingt ja sehr vernünftig, aber sollte das Work'n'Travel nicht dazu da sein, ganz viel zu sehen und zu erleben? Nur son Gedanke... :-)

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  2. Michelles Gedanken kann ich nur zustimmen!
    Und deinen Wunsch einfach nur weiter reisen zu wollen, noch viel mehr...wenn ich mir vorstellen würde, dass man im Januar in ein Studenten/Ausbildungsleben eintauchen soll...?!?
    Ganz komisch!

    VIel Spaß weiterhin und spar doch vielleicht nicht immer...

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  3. Tja, aber wer sagt denn, dass man die interessantesten Erfahrungen macht, wenn man moeglichst hektisch durch das Land rennt? Mir kommt es jedenfalls darauf an, moeglichst viel ueber mich selbst und das Leben hier zu lernen und nicht, moeglichst viel in moeglichst kurzer Zeit zu sehen.

    Ausserdem sieht die Realitaet so aus, dass mit Ausnahme von Wwoofing und Fruitpicking man unter 2 Monaten Bleibezeit keinen Job findet. Und Spass habe ich hier ja trotzdem jede Menge, dafuer muss man nicht viel geld ausgeben.

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  4. Genauso sehe ich das auch. Es sind diese kleinen speziellen Augenblicke, die sich unauslöschlich ins Hirn einbrennen. Lisa, ich denke da an die ein oder andere Story im Himalaya von der ich dir erzählte. Mittlerweile ist das über 20 Jahre her und vieles ist noch sehr präsent bzw. abrufbar. Du kannst dich doch auch noch anden Mönch im Kloster auf Samui erinnern? Das Reisetempo sollte nicht von einem Travellerguide bestimmt werden. Kopf und Seele bestimmen das Tempo. Ich finde das total gut, wie du es schaffst, dich auf das Land und den Alltag dort einzulassen. Ich glaube, es geht hier nicht ausschließlich ums Reisen von Ort zu Ort. Es ist eine Reise, auf der du dich ausprobierst und neu kennen lernst. Jedes Mal bin ich ein Stück dabei. Danke, deine Ma

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  5. Mal ne ganz andere Frage: HAst Du Dein Handy und Deine Kamera eigentlich wiederbekommen?

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  6. Hi Lisa,
    nach wie vor lese ich deine Berichte und freue mich jedesmal auf weitere. Beneide dich um die tollen und unvergesslichen Erfahrungen, die du machst und machen wirst. Hier hast du gerade eine lustige Chorreise ins Ahrtal verpasst, mit Weinfesten,die deinen "Trinkgelage-Beschreibungen" recht nahe kommen.

    Schreib weiter für uns,

    liebe Grüße

    Kathrin

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